Da die meisten TrekkingfahrerInnen in der Regel in einer leicht gebeugten, „moderaten" Position auf dem Rad sitzen und deshalb einen Teil ihres Körpergewichts über den Lenker abstützen, können die Polsterungen von Trekking- und Sportsätteln dünner und die Federungen minimalisierter ausfallen als bei großdimensionierten Stadtrad-Sätteln. Obwohl weniger Last auf die Sitzfläche einwirkt, ergibt sich aufgrund der vorgeneigten Sitzposition ein drittes Problemfeld: Genau im Übergang von der Sitzfläche zur Sattelnase kann bei Frauen der schmerzempfindliche, bogenförmige Schambeinknochen aufsitzen. Bei Männern tauchen Sitzprobleme etwa an der gleichen Stelle auf: am Damm.
Druckverteilung ist Trumpf
Aufgabe des Sattels ist es, das Körpergewicht so zu verteilen, dass der höchste Druck über ie beiden Sitzknochen abgeleitet wird und sich im Damm- oder im Schambereich kaum oder kein Druck aufbaut.
Die Hersteller versuchen dies durch
a) klassische Sattelformen mit gewölbten Oberfl ächen (Konstruktionsidee
= vollflächige Sitzaufl age) oder
b) mit Hilfe profi lierter Sättel, die durch Rinnen, Mulden oder durch ein Loch in der Satteldecke hohe Pressuren im Schambein/Damm-Bereich mindern sollen (partielle Sitzaufl age).
Negative Erfahrungen mit zu großdimensionierten Öffnungen (der Druck verlagert sich auf die schmalen Loch-Wandungen) führten dazu, dass moderne Sättel nur noch schmale Sitzöffnungen mit breiten, aber
leider noch zu kantigen Lochwänden besitzen. Generell gilt:
Je breiter und flacher die Wandung, desto weniger Druckspitzen treten auf.
Vier Druckmessbilder – und was sie bedeuten (3-D und 2 D-Animation) ➍ ➊ Optimal, wenn sich die Körperlast hauptsächlich über die Sitzbeinhöcker auf die Satteloberfl äche ablastet! Am Beispiel Brooks zu sehen: hohe, scharfe Druckspitzen (wie bei einem Eisberg) auf der harten Lederkerndecke, dafür im Damm- bzw. Schambereich (Mitte vor den Spitzen) keine Erhebung = keine Pressur! Bei Gelsätteln sinken die Sitzhöcker etwas tiefer ein, die Druckspitzen-Darstellung ist abgerundeter (wie Zuckerhut). ➋ + ➌ Typisches Bild eines vollfl ächig aufl iegenden und zu weichen Gelsattels: Die Sitzbeinhöcker sinken ein, weniger Druck auf den Sitzbeinhöckern hinten (abgerundete Spitzen), dafür wölbt sich vorn der Sattel im Damm und Schambeinbereich hoch (bzw. blaue und grüne Flächen) = Druckbeschwerden bzw. Taubheitsgefühle. ➍ Perfekte Druckverteilung eines „Stufensattels“, Beispiel SQ-lab 611: Mittlere Druckspitzen an den Sitzbeinhöckern (wenig Rot, viel Gelb). Damm und Schambeinbreich bleiben frei. Bei der 2 D-Darstellung ist keine Farbe/Weiß zu sehen. Bei der 3 D-Darstellung (nicht im Bild) sind keinerlei Aufwölbungen zu sehen.
Fazit:
Gute Fahrradgeschäfte bieten den Service den Fahrradsattel zu testen. Erst nach einigen Kilometern bekommt man das Feeling, ob der Sattel passen könnte. Also: Bitte nicht unbedingt Schnäppchen beim Discounter ergattern. Mit einem guten Sattel steht und fällt die Freude am Biken.
Ich gehe sogar soweit:
Ein Rad mit allen Finessen und Extra bringt Dir kein Bikevergnügen, wenn Dir der A.... schmerzt.
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